Pressemitteilung - Mai 2022

Pfingstmorgen in der Lieth

Zarter Vogel mit leisem Gesang: Das Rotkehlchen (Foto: Dr. Hermann Oldenburg)
Zarter Vogel mit leisem Gesang: Das Rotkehlchen (Foto: Dr. Hermann Oldenburg)

„O, maienfrisches Waldgelände, das hier in wunderbarer Pracht des Heideabhangs steile Wände mit grüner Wölbung überdacht!“ So beginnt das Gedicht „Pfingstmorgen in der Lieth“ des Journalisten und Dichters August Freudenthal, der mit seinen in vier Bänden erschienenen „Heidefahrten“ vielen Großstädtern die Augen für die Schönheit und Geschichtsträchtigkeit dieser jahrhundertealten Kulturlandschaft geöffnet hat. Auch einhundertfünfzig Jahre nach ihrer Entstehung fängt seine poetische Liebeserklärung an seinen Geburtsort Fallingbostel die Morgenstimmung in dem maienduftenden, frischergrünten Buchenwald, der sich am Steilufer des Böhme­tals erstreckt, auf wunderbare Weise ein. Der NABU Heidekreis bietet daher am Pfingstsonntag eine zweistündige vogelkundliche Führung auf den Spuren der Gebrüder Freudenthal an, die um 8.00 Uhr am Hof der Heidmark startet und auf einen Rundkurs durch den artenreichen Laub- und Mischwald führt, in dem neben alten Baumriesen auch viele junge Bäume unterschiedlichster Altersstufen und Arten wachsen und zahlreiche Tot- und Althöl­zer höhlen­bewohnenden Säugetieren wie Bilchen und Fledermäusen und Vögeln wie Schwarzspecht und Hohltaube eine Wohnstatt bieten.

 

Obwohl die Brutzeit bereits im vollen Gange ist, beginnen viele Vogelarten bereits vor Sonnenaufgang zu singen. Im dichten Unter­holz schmettert der Zaunkönig seine Kaskade hoher Töne und schneller Triller, ein Zilpzalp ruft unermüdlich seinen Namen und eine Singdrossel lässt ihren melodischen, mit flötenden, zwitschernden und schnarrenden Elementen durchsetzten Gesang hören. Die gequetschten Strophen der unscheinbaren Heckenbraunelle gehören ebenso zu den vielfältigen Stimmen des morgendlichen Konzertes wie die weithin hörbaren Pfeif- und Trillerstrophen des farbenfrohen Kleibers, der als einziger Vogel kopfüber einen Baumstamm hinunterlaufen kann. Der außergewöhnliche Vogel fäll au­ßerdem dadurch auf, dass er die Einfluglöcher von Spechthöhlen und Nistkästen mit feuch­tem Lehm verkleinert, um sie seinem eigenen Körperdurchmesser anzupassen und gleichzei­tig größere Nistplatzkonkurrenten sowie Fressfeinde außen vor zu halten. Laute, durchdringende Bettelrufe aus einem Birkenstamm deuten auf Nachwuchs bei Familie Buntspecht hin, während in der Nachbarschaft ein Starenpaar ein Astloch als Brutplatz auserkoren hat. Die geselligen Vögel mit ihrem schwarzen, je nach Lichteinfall metallisch grün, blau oder violett glänzenden Gefieder sind begnadete Imitatoren, die in ihren aus pfeifenden, zischenden, gepressten und schnalzenden Lauten bestehenden Gesang sowohl andere Vogelstimmen als auch Umgebungsgeräusche einbauen können.

 

Info: Dr. Antje Oldenburg, Tel. 05164-801113