Pressemitteilung - Januar 2023

Flächenfraß stoppen. Jetzt!

NABU Heidekreis gegen Erweiterung des Gewerbegebietes in Hodenhagen

Während die Einwohnerzahl in Deutschland zwischen 1960 und 2021 um 14,3% von 72,81 auf 83,20 Millionen anstieg, wuchs die Siedlungs- und Verkehrsfläche im gleichen Zeitraum um mehr als das Doppelte. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Durch die wachsende Anzahl an Haushalten bei gleichzeitiger Reduzierung der Haushaltsgröße hat sich die durchschnittlich pro Person in Anspruch genommene Wohnfläche seit den 1950er Jahren von 20 auf über 46 m² erhöht. Obwohl das freistehende Einfamilienhaus von allen Wohnbauformen diejenige mit dem höchsten Landschafts- und Flächenverbrauch und den höchsten Bau-, Betriebs- und Erschließungskosten ist, werden gerade im ländlichen Raum - erleichtert durch § 13b des Baugesetzbuches - seit Jahren immer mehr Baugebiete für Einfamilienhäuser ausgewiesen. Dies hat nicht nur eine immer stärkere Zersiedlung der Landschaft zur Folge, sondern trägt aufgrund weiter Wege zwischen Wohn- und Arbeitsstätte, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen auch zu einem Anwachsen der Verkehrsflächen durch den motorisierten Individualverkehr bei, der pro Personenkilometer einen im Mittel zehnfach höheren Flächenbedarf aufweist als der öffentliche oder nicht motorisierte Verkehr.

 

Neben den Nutzungsarten Wohnen und Verkehr weisen Industrie und Gewerbe eine besonders hohe Flächenneuinanspruchnahme auf. Dabei führt der Trend zur Ansiedlung von - immer mehr Verkaufs- und Parkplatzfläche beanspruchenden - Einzelhandelsketten, Lebensmittel-Discountern und Baumärkten an den Ortsrändern sowie der seit Jahrzehnten anhaltende Boom der Logistikbranche nicht nur zu einem ungebremsten Flächen- und Landschaftsverbrauch, sondern auch zu erhöhtem Personen- und Lastverkehr mit negativen Folgen für Mensch, Tier und Natur. Diese Entwicklung spiegelt sich auf Kreisebene in der Ausweisung und Planung neuer Gewerbeflächen in Soltau, Schneverdingen, Dorfmark, Schneeheide, Honerdingen, Buchholz und Hodenhagen wider. „Der Wettstreit der Kommunen um die Ansiedlung von Einwohnern und Gewerbesteuerzahlern hat zu einer Baulandpolitik geführt, die sich an kurzfristigen Einnahmeverbesserungen orientiert, statt eine langfristige Wohlfahrtsoptimierung anzustreben“, kommentiert der Vorsitzende des Naturschutzbundes Heidekreis, Klaus Todtenhausen. Ungeachtet des in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie vereinbarten Ziels, den Flächenverbrauch bis 2030 um die Hälfte auf 30 ha pro Tag zu senken, werden täglich noch immer rund 58 ha fruchtbare Böden und ökologisch wertvolle Flächen umgewidmet und so in ihrer Funktionsfähigkeit drastisch reduziert oder gänzlich zerstört.

 

„Boden ist keine beliebig verfügbare, potenzielle Baufläche, sondern ein unersetzliches, lebendiges Naturgut, dessen Belastung und Vernichtung den Klimawandel beschleunigt und die Biodiversität gefährdet“, stellt Pressesprecherin Dr. Antje Oldenburg klar. Da Siedlungsentwicklung nur dann nachhaltig sei, wenn keine weiteren Flächen versiegelt werden, lehnt der NABU Heidekreis die Erweiterung des Gewerbegebietes in Hodenhagen ab. Angesichts von Artensterben und Lebensraumverlust, Ressourcenverbrauch und Rohstoffausbeutung, Müllbergen und Todeszonen, vergifteten Böden und verpesteter Luft, Dürreperioden und Flutkatastrophen, schmelzenden Gletschern und verheerenden Waldbränden sei nicht mehr das Wirtschaftswachstum das Maß aller Dinge, sondern der Erhalt der biologischen Vielfalt und der Schutz von Boden, Wasser, Luft und Klima. Jetzt!

 

 

Dr. Antje Oldenburg

Pressesprecherin NABU Heidekreis e.V.