Pressemitteilung - April 2022

Vergiftung und Verdrängung

NABU Heidekreis warnt vor Entsorgung von Gartenabfällen in der Natur

Kirschlorbeerschnitt in der Schotenheide (Foto: NABU Heidekreis)
Kirschlorbeerschnitt in der Schotenheide (Foto: NABU Heidekreis)

Ahlden. Wer in den letzten Monaten mit offenen Augen durch die Schotenheide südlich von Ahlden gestreift ist, dem dürften hier und da kleine Haufen immergrünen Heckenschnitts aufgefallen sein, die gut sichtbar an Wegrändern abgeladen wurden. Aus diesem Anlass appelliert der NABU Heidekreis an Hobbygärtner/innen, Gartenabfälle grundsätzlich nicht in der Natur zu entsorgen, sondern auf eine der vielfältigen fachgerechten Alternativen zurückzugreifen, die von der Abgabe in kommunalen Grüngut-Abgabestellen über die Anlage eines Komposthaufens im eigenen Garten bis zur Entsorgung in der Garten- bzw. Biotonne reichen. Denn das Abladen von Gartenabfällen in Feld und Flur ist kein Kavaliersdelikt, sondern kann gravierende Folgen für die heimische Fauna und Flora haben, vor allem wenn es sich um giftige und gebietsfremde Arten handelt. So enthalten beispielsweise die Blätter und Samen des Kirschlorbeers, eines aus Kleinasien stammenden Zierstrauchs aus der Familie der Rosengewächse, das Glykosid Prunasin, das nach dem Zerkauen der Pflanzenteile im Magen Blausäure freisetzt. „Bereits der Verzehr weniger Blätter führt bei Mensch und Tier zu Übelkeit, Bauchschmerzen, Erbrechen und Krämpfen“, warnt Pressesprecherin Dr. Antje Oldenburg. „Werden mehr als zehn Samen zerkaut, kann der Tod durch Herz- oder Atemstillstand eintreten, wie vermutlich vor einigen Wochen bei vierundzwanzig Rehen geschehen, die tot im Landkreis Harburg aufgefunden wurden“. Zwar enthalten auch viele heimische Pflanzenarten Giftstoffe zum Schutz vor Fressfeinden und Parasiten, doch hat sich unsere Tierwelt darauf eingestellt – sie werden entweder völlig gemieden oder es werden nur jene Pflanzenteile verzehrt, die unbedenklich sind. 

 

Exotische Gewächse können jedoch nicht nur zu Vergiftungserscheinungen bei Wildtieren führen, sondern durch Verdrängungsprozesses auch negative Folgen für die Ökosysteme haben. Denn wenn so genannte Neophyten wie Japanischer Staudenknöterich, Drüsiges Springkraut, Kanadische Goldrute oder Riesen-Bärenklau ähnliche Klima- und Bodenverhältnisse wie in ihren Herkunftsgebieten vorfinden und außerdem über eine hohe Vermehrungsfähigkeit verfügen, verdrängen sie die heimische Vegetation und können im Extremfall sogar das gesamte Erscheinungsbild von Bachläufen, Bahnstrecken und Ruderalflächen prägen. Werden Gartenabfälle im Wald entsorgt, wird der von Natur aus nährstoffarme Waldboden im Laufe des Zersetzungsprozesses mit Nährstoffen angereichert, was wiederum zu Veränderungen in der Zusammensetzung der im Boden lebenden Organismen führt und die Ansiedlung stickstoffliebender invasiver Arten fördert. Zwar stellen fremde Spezies nicht per se eine Gefahr für heimische Tiere und Pflanzen dar, doch sollten Gartenabfälle ebenso wie Bauschutt oder Haushaltsmüll nicht illegal an Wald- und Wegrändern abgeladen, sondern fachgerecht entsorgt werden.