Pressemitteilung - Mai 2023

Quo vadis, Braunkehlchen? – NABU-Exkursion zum Vogel des Jahres 2023

Weibliches Braunkehlchen  (Foto: F.U.Schmidt)
Weibliches Braunkehlchen (Foto: F.U.Schmidt)

Auch wenn nur noch wenige den diesjährigen Vogel des Jahres aus eigener Anschauung kennen dürften: Mit einem Stimmenanteil von 43,5% wurde das Braunkehlchen mit deutlichem Vorsprung vor vier weiteren Kandidaten in einer öffentlichen Wahl zum Sieger gekürt. Während weibliche Braunkehlchen mit ihrer weißlich gefärbten Unter- und der braun-schwarzgemusterten Oberseite relativ unscheinbar sind, zeichnen sich Männchen durch ein orange-braun gefärbtes Kehl- und Brustgefieder sowie durch den besonders ausgeprägten weißen Überaugenstreif aus, der ihnen in Ornithologenkreisen den Kosenamen „Wiesenclown“ eingebracht hat. Doch der zierliche Charaktervogel struktur- und insektenreicher, extensiv genutzter Wiesen und Weiden hat schon lange nichts mehr zu lachen: Er gehört europaweit zu den gefährdeten Arten und musste in der jüngst überarbeiteten Roten Liste der Brutvögel Niedersachsens und Bremens sogar als vom Aussterben bedroht eingestuft werden. Neben dem Verschwinden von Brachflächen mit dichter Krautschicht und Staudenfluren sowie der Umwandlung blütenreicher Grünländereien in monotone Gras- und Maisäcker machen dem südlich der Sahara überwinternden Langstreckenzieher frühe Mahdtermine, Nahrungsmangel und die Bejagung auf den Zugrouten zu schaffen.

 

In Niedersachsen besiedelt der ab Mitte April aus Afrika zurückkehrende Vogel vor allem die Elbregion. Der dramatische Bestandsrückgang konnte auch im Heidekreis festgestellt werden: Während 2014 noch 160 Revierpaare erfasst wurden, waren es 2022 nur noch 28 Vorkommen, von denen sich 20 auf dem Truppenübungsplatz Munster Süd und 5 im Ostenholzer Moor befanden. Aus dem Aller-Leine-Tal – einst ein schwerpunktmäßiges Brutgebiet – ist der streng geschützte Vogel fast gänzlich verschwunden. Der Bestand ging von 20 bis 50 Brut-/Revierpaaren (1985) auf 1 BP und 3-5 RP (2020) zurück. Man benötigt folglich viel Ausdauer und Glück, um den kleinen Wiesenschmätzer auf Zaunpfählen und hohen Stauden wie Rainfarn, Disteln oder Schilfhalmen sitzen zu sehen. Wer den Versuch trotzdem wagen möchte, ist herzlich eingeladen, sich am 21. Mai gemeinsam mit Dr. Antje Oldenburg um 9.00 Uhr vom Reitplatz am Schlenkweg auf eine zweistündige Suche nach dem Vogel des Jahres in der Ahldener Allermarsch zu begeben. Info: Dr. Antje Oldenburg, Tel. 05164-801113.

Männliches Braunkehlchen  (Foto: NABU/Maik Sommerhage)
Männliches Braunkehlchen (Foto: NABU/Maik Sommerhage)