Heckenschutz und -pflege

Neue Hecken und Saumbiotope im Raum Bispingen

Ursprung der zahlreichen Heckenpflanzungen des NABU im Heidekreis war Anfang der 1990er Jahre die Beobachtung, dass die Wegbreiten vieler gemeindeeigener Wege und Straßen nicht mehr ihren eingemessenen Breiten aufwiesen. In Zusammenarbeit der NABU-Gruppe Bispingen mit der Gemeindeverwaltung konnten 1994 fünf Arbeitskräfte eingestellt werden. Die Mitarbeiter des NABU begannen dort, wo keine Grenzsteine mehr vorhanden waren oder wo die Grenzverläufe mit den Anrainern nicht geklärt werden konnten, diese nach Katasterkarten und Luftbildern festzustellen. Die Grenzen wurden mit Lärchenpfählen markiert, die später durch den Strauchaufwuchs überflüssig wurden.


Anschließend konnten die wiedergewonnen Flächen, insgesamt über 10.000 qm, mit Hecken, Feldgehölzen und Hochstammobstbäumen bepflanzt werden. Eine Benjes-Hecke aus Buschholz und Reisig entlang der gepflanzten Gehölze wurde etwa 1,5 m hoch aufgeschichtet: hier tragen Vögel zusätzlich mit ihrem Kot Pflanzensamen ein.

Hecken-Neuanlagen

Unterbrochene Benjeshecke mit Zufahrt zu landwirtschaftlichen Flächen
Unterbrochene Benjeshecke mit Zufahrt zu landwirtschaftlichen Flächen

Für den Schutz der Pflanzungen auf einer Gesamtlänge von ca. 5 km lieferten Gemeinde und Straßenmeisterei mehrere hundert LKW-Ladungen Buschholz kostenlos an. Bei der Auswahl der zu pflanzenden Gehölze musste darauf geachtet werden, keine starkwüchsigen Sorten zu verwenden, um häufige Pflegeschnitte zu vermeiden. Stieleiche und Hängebirke wurden deshalb nur in geringen Stückzahlen gepflanzt. Die Jungpflanzen wurden gruppenweise oder in Reihen in einer Breite von 2 bis 6 m gepflanzt. Blühende und Dornen tragende Gehölze wie z.B. Brombeere, Schlehe, Weißdorn und Wildrosen waren Schwerpunkte der Auswahl, um sowohl Insekten als Blütenbesuchern als auch Vögeln ein Nisthabitat zu bieten. Für die Anrainer (meist Landwirte) wurden Einfahrten von 6 bis 22 m frei gelassen. Die erste Pflanzreihe hat grundsätzlich 2 m Abstand zum Grenzverlauf, damit sich die Gehölzstreifen gut entwickeln können und die Bewirtschafter der Flächen nicht in der Nutzung ihrer Flächen eingeschränkt werden.

Neun Jahre später

Die Entwicklung der Hecken im Bispinger Gemeindegebiet ist als gut zu bezeichnen. Lediglich bei den Wildrosen sind durch die sandigen Bodenverhältnisse und Konkurrenzgehölze einige Ausfälle zu verzeichnen. Besenginster als Pioniergehölz ist an manchen Stellen nicht mehr vorhanden, anderswo breiteten sich diese Sträucher stark aus. In Wintern mit starken Kahlfrösten können die Ginsterbestände völlig zusammenbrechen.


Auch auf den Seitenstreifen, die lediglich aus "Füllboden" (lehmiger Sand) bestehen, entwickelten sich die Hecken zufriedenstellend. Besonders der Weißdorn kommt mit diesen Bodenverhältnissen gut zurecht, ebenso die Baumgruppen (Birke, Eiche, Eberesche und Besenginster).


Meinungsverschiedenheiten zur Zuständigkeit der Gehölzpflege sind mit der Feststellung der Besitzverhältnisse eindeutig geklärt worden.

Heckenpflege - Empfehlung

Um den Fortbestand einer Hecke zu gewährleisten, muss sie gepflegt werden!

Unterscheiden lassen sich folgende Pflegemaßnahmen:

 

  • Einzelstammentnahme, d. h. einzelne zu mächtig gewordene Bäume werden gezielt aus der Hecke entfernt. Sogenannte Überhalter werden aber auf jeden Fall erhalten.
  • Teilstücke einer Hecke werden nach Bedarf abschnittsweise auf den Stock gesetzt, d. h. ausschlagfähige Gehölze werden in 30 bis 40 cm Höhe abgeschnitten. Die nächste Vegetationsperiode lässt die Hecke wieder bis zu 1 Meter Höhe wachsen. Das nächste Teilstück kann gepflegt werden.
  • Auf den Stock setzen einer gesamten Hecke - diese Art der Pflege ist aufgrund der geschützten Lebensstätten, Nistplätze etc. für die heimische Vogelwelt aus naturschutzrechtlichen Gründen nicht empfehlenswert.
  • Seitliches Beschneiden für den Fall, dass die Zweige der Hecke in den Verkehrsraum hineinragen reicht meistens für die Verkehrsbedürfnisse aus. 

 

Aus naturschutzfachlicher Sicht ist die Einzelstammentnahnme sicherlich die beste, zugleich aber die aufwändigste Art der Heckenpflege. Teilstücke einer Hecke auf den Stock zu setzen ist wirtschaftlich attraktiver, ohne allzu massiv in den Naturhaushalt einzugreifen. Deshalb wird die abschnittsweise Heckenpflege als heckenerhaltende Maßnahme von uns empfohlen. Wird die gesamte Hecke auf den Stock gesetzt, ist der Störeffekt für die Hecke als Lebensraum mit seinen positiven Effekten für eine längere Zeit größer als der Pflegeeffekt.

 

Ansprechpartnerin:
Ingrid Häusler
Bispingen
Tel. 0 51 94 - 72 39    


Feldhecken im Grünland – Beispiel Allertal

Der Wandel in der Landwirtschaft provoziert intensivste Flächennutzungen und zum Teil einen verstellten Blick auf die nur scheinbar konkurrierenden Heckengehölze. Den daraus zunächst resultierenden Heckenrodungen oder anderen Zerstörungsversuchen stellten wir uns in den 1980er bis 1990er Jahren entgegen, indem wir als Naturschutzverband  als Beispiel gedachte Heckenabschnitte pflegten.

Pflegearbeit

Nach Entfernen von Überhängen wurden bis auf wenige Langtriebe die Sträucher in Höhe von 0,80 bis 1,00 m auf den Stock gesetzt. Die horizontale Einbindung der Langtriebe (sog. Knicken) schloss die Lücken zwischen den Sträuchern, sodass für eine anschließende Beweidung der Grünflächen, wenn erforderlich, zumeist ein einfacher Elektrozaun ausreichte. Einzelne Baumformen der durchgewachsenen Hecken-Gehölze blieben als Schattenspender stehen, da es sich zeigte, dass das Vieh vor allem im Sommer auf der Suche nach Schatten in die alten Hecken eindrang.

Ziel und Realität

Eine so durchgepflegte Hecke ist lange Zeit in Form, weswegen der zunächst größere Aufwand lohnt, zumal diese Hecken zur Blüte kommen und somit auch für Insekten interessant sind, die ihrerseits die Nahrungskette zu den Vögeln verlängern, welche als biologische Schädlings-Vertilger sehr effektiv arbeiten – wenn man sie nicht mit „Pflanzenschutzmitteln“ vergiftet! Leider überwiegen Bequemlichkeit der Maschinenfahrer und mangelhafte Einsicht vieler Bewirtschafter bei der erhaltenden Pflege. Statt jeweils nur eine Seite zu schneiden, damit die andere zur Blüte und Fruchtbildung kommt, werden ähnlich einer Friedhofshecke alle Seiten geschoren: doppelter Aufwand, halbe Wirkung (durch den Ausfall der Nahrungsgrundlage für Bienen und Vogelwelt.)!

 

Fertig eingebunden
Fertig eingebunden
Zerstörungsversuch
Zerstörungsversuch
Sogenannter Pflegeschnitt
Sogenannter Pflegeschnitt
Best practice: Knick
Best practice: Knick

Ansprechpartner:

Dr. Antje Oldenburg

Ahlden

Tel. 0 51 64 - 80 11 13