Es krispelt und knaspelt, knuspert und knurpst. Es wird gebohrt und genagt, geklopft und geraspelt. Könnte man die Fraß- und Bearbeitungsgeräusche der Myriaden an holzzersetzenden Insekten hören, die sich Tag und Nacht an Stämmen, Ästen und Zweigen zu schaffen machen, wäre es vorbei mit der Waldesruh. Rund 2.000 Pilz- und 1.750 Käferarten sind in einer ihrer Entwicklungsphasen an Totholz und Holzabbauprodukte gebunden, darunter allein ca. 1.000 verschiedene Pilzmücken und ca. 830 verschiedene Käferarten, die von Pilzfruchtkörpern oder -mycelien abhängig sind. Auch eine große Anzahl an Schnecken, Asseln, Spinnen, Flechten und Moosen ist an Holz gebunden. Spechte, Kleiber, Meisen, Käuze und andere Vogelarten ziehen ihre Jungen in Baumhöhlen groß, Fledermäuse und Bilche überwintern in Spalten und Löchern.
So unterschiedlich wie die Gehölzarten, so unterschiedlich sind auch die Holzabbaustrategien und -prozesse. Ist der Baum oder eine Astpartie stehend gestorben, war der Prozess plötzlich oder schleichend, war es ein Astbruch oder eine lokale Schädigung, ist das Holz stehend oder liegend, besonnt oder beschattet, trocken oder feucht, verpilzt oder nicht, braunfaul oder weißfaul? Handelt es sich um Kern- oder Splintholz, um Weich- oder Hartholz und wer war zuerst da – der Pilz oder das Tier? Oder hat das Tier vielleicht einen Pilz mitgebracht und ernährt sich von dem Pilzrasen?
Fragen über Fragen, die der Baumpfleger, Pilz- und Insektenkundler Stephan Joecke am 22. Juni auf Einladung des Naturschutzbundes Heidekreis e.V. im Rahmen einer mehrstündigen kostenlosen Veranstaltung im Walderlebniszentrum Ehrhorn beantworten wird. Von 10.00 bis 13.00 Uhr führt der Experte aus Amt Neuhaus durch seine „lebendige Ausstellung“ und erklärt anhand seines umfangreichen Fundus an Fundstücken verschiedene Baumhabitatstrukturen, zeigt Fraßspuren an Holz und Rinde, Kotpillen, Brutbilder und Puppenwiegen und stellt verschiedene baumbewohnende und holzzersetzende Insekten und Pilzarten vor. Der Einblick in die faszinierende Welt des „Lebensraums Totholz“ wird abgerundet durch einen eineinhalbstündigen Waldspaziergang, der um 13.30 Uhr vom Walderlebnis Ehrhorn startet und die Gelegenheit bietet, sich unter fachkundiger Leitung vor Ort auf die Suche nach Pilzen und Käfern zu machen.
Info: Dr. Antje Oldenburg, Tel. 05164-801113.