Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gehörten Streuobstwiesen zu den orts- und landschaftsprägenden Elementen unserer Kulturlandschaft. Sie umgaben und verbanden Dörfer und Städte, waren für die Versorgung der Bevölkerung mit frischem Obst, Most und Dörrfrüchten unverzichtbar und hatten zudem eine große soziale und kulturelle Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts führten neben Straßenbau und Siedlungswesen vor allem
Flurbereinigungen und Rodungsprämien zu einem starken Rückgang der Streuobstbestände. An die Stelle extensiv genutzter Streuobstwiesen mit ihrer enormen Vielfalt widerstandsfähiger regionaler Hochstammsorten traten intensiv bewirtschaftete Plantagen, auf denen eine kleine Anzahl an Niedrigstammsorten gepflanzt wurde. Damit drohte nicht nur ein wertvolles Kulturerbe, sondern auch einer der artenreichsten Lebensräume Mitteleuropas zu verschwinden: Über 5000 Tier- und Pflanzenarten sind auf den lichten, durch einen kleinräumigen Wechsel an besonnten und halbschattigen, trockenen und feuchten Standorten geprägten Streuobstwiesen zuhause. Neben Wildkräutern und Gräsern ist die Artenvielfalt vor allem bei Insekten wie Wildbienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlingen und Käfern sowie bei Vögeln besonders groß, die aufgrund des Höhlen- und Totholzreichtums traditioneller Streuobstbestände geeignete Brut- und Nahrungshabitate finden. Dem Schutz, dem Erhalt und der Pflege dieses einzigarten Biotoptyps kommt daher eine besondere Bedeutung zu.
Auf Einladung des NABU Heidekreis wird der bekannte Ornithologe Uwe Röhrs am 12. November um 19.30 Uhr im Gasthaus Meding in Dorfmark einen Vortrag zum Thema „Vögel in der Streuobstwiese - Artenspektrum, ökologische Funktion und Schutzmaßnahmen“ halten. Im Mittelpunkt der etwa einstündigen Präsentation stehen Leitarten wie Steinkauz, Wendehals, Gartenrotschwanz und Grünspecht, die als Indikatoren für die ökologische Wertigkeit von Streuobstwiesen dienen. Außerdem werden Maßnahmen zum Schutz des Steinkauzes und anderer bedrohter Vogelarten vorgestellt und ein Einblick in die ökologischen Zusammenhänge dieses faszinierenden Lebensraumes gegeben.