Pressemitteilung - Juni 2022

Jungvögel in ihrer natürlichen Umgebung belassen

Haussperlinge werden auch am Boden von ihren Eltern versorgt (Foto: Frank-Ulrich Schmidt)
Haussperlinge werden auch am Boden von ihren Eltern versorgt (Foto: Frank-Ulrich Schmidt)

In diesen Wochen werden Tierärzten, Tierschutzvereinen und Naturschutzverbänden immer wieder vermeintlich verwaiste Jungvögel gemeldet, die aus dem Nest gefallen sind und drin­gend Hilfe benötigen. „Wir freuen uns über die Aufmerksamkeit der Gartenbesitzer und Spaziergänger“ erklärt Klaus Thiele vom Naturschutzbund Heidekreis (NABU), „aber zu­meist handelt es sich um junge Singvögel, die bereits einige Tage vor dem Flüggewerden der Enge des Nestes entflohen sind und am Boden weiterhin von ihren Eltern versorgt werden.“ Statt diese Tiere gutmeinend einzusammeln, sollte man erst einmal Abstand halten und auf­merksam beobachten, ob es sich tatsächlich um verlassene, geschwächte oder verletzte Vö­gel handelt. Noch nackte Jungvögel sollten lieber vorsichtig zurück ins Nest gesetzt werden, als sie mit nach Hause zu nehmen. „Keine Angst vor Berührungen“, rät der NABU, „im Ge­gensatz zu Säugetieren wie etwa Rehen und Hasen haben Vögel keinen ausgeprägten Ge­ruchssinn, so dass die Jungen trotz Handtransport wieder von ihren Eltern angenommen werden.“  Aus diesem Grund können auch Jungvögel, die durch Katzen, Hunde oder Autos gefährdet sind, aus der Gefahrenzone herausgenommen und  in Vogelrufweite abgesetzt wer­den, damit Alt- und Jungvögel wieder zueinander finden. Von einer Handaufzucht ist im Allgemeinen eher abzuraten, da die Pfleglinge aufgrund von Ernährungs- und Versorgungs­feh­lern letztlich meistens doch versterben. Eine Unterstützung der Vögel sehen die Natur­schüt­zer vor allem in der Förderung von Insektenvorkommen und der Pflege heimischer Kräuter und Sträucher, die die Nahrungsgrundlage unserer Vogelwelt darstellen und Schutz vor Feinden bieten.

 

Dr. Antje Oldenburg

Pressesprecherin Naturschutzbund Heidekreis e.V. (NABU)

Typischer Fund beim Waldspaziergang: Waldkauz-Ästling, den man besser vor Ort belässt (NABU)
Typischer Fund beim Waldspaziergang: Waldkauz-Ästling, den man besser vor Ort belässt (NABU)