Nachdem die Weltnaturschutzunion (IUCN) den westeuropäischen Igel im letzten Jahr aufgrund erheblicher Bestandsrückgänge erstmals als „potentiell gefährdet“ auf der Internationalen Roten Liste der bedrohten Arten eingestuft hatte, musste er nun auch in die Vorwarnliste der aktualisierten Roten Liste für Säugetiere in Niedersachsen aufgenommen werden. Die Gründe für den anhaltenden Abwärtstrend sind vielfältig: Die intensive Landnutzung verbunden mit einem großflächigen Pestizideinsatz hat zum Verlust seiner ursprünglichen Habitate in einer strukturreichen, vielfältigen Feldflur mit Hecken, Gehölzen, Wegsäumen und Staudenfluren geführt und den Igel zu einem Kulturfolger gemacht, der heute vorzugsweise naturnahe Gärten, Parkanlagen, Friedhöfe und Streuobstwiesen in menschlichen Siedlungen bewohnt. Hier macht den Stacheltieren vor allem die Zerschneidung ihres Lebensraumes durch ein dichtes Straßennetz und der ungebrochene Trend zu öden Schottergärten und stark gepflegtem Einheitsgrün zu schaffen, in denen sie weder ausreichend Nahrung noch geeignete Versteckmöglichkeiten sowie Schlaf- und Nestplätze finden.
Mit dem zunehmenden Gebrauch von motorisierten Gartengeräten wie Freischneidern, Fadenmähern, Motorsensen und Mährobotern sind die beliebten Insektenfresser weiteren Gefahrenquellen ausgesetzt, die den Bestandsrückgang erheblich beschleunigt haben. Dabei hat insbesondere die Anzahl durch Mähroboter schwer verletzter und verstümmelter Igel kontinuierlich zugenommen und deutschlandweit immer häufiger zu überfüllten Stationen und Pflegestellen geführt, die aufgrund fehlender personeller, räumlicher, zeitlicher und finanzieller Ressourcen ohnehin bereits an der Grenze der Belastbarkeit arbeiten. Der NABU Heidekreis begrüßt daher die Ankündigung des niedersächsischen Umweltministers Christian Meyer, sich auf der Umweltministerkonferenz für ein generelles nächtliches Mähroboterfahrverbot einzusetzen und appelliert gleichzeitig an den Landkreis, dem Beispiel von Köln, Dortmund, Mainz, Karlsruhe, Erfurt, Leipzig, Chemnitz, Göttingen, Hildesheim und anderen Kommunen zu folgen und schnellstmöglich eine Allgemeinverfügung zum Verbot der nächtlichen Inbetriebnahme von Mährobotern zu erlassen. „Denn bevor sich endlich etwas auf Bundesebene tut, kann noch viel Wasser die Aller hinunter fließen und gerade im Spätsommer, wenn die meisten Igelkinder zur Welt kommen und nach der rund 42tägigen Säugezeit zum ersten Mal auf Gartentour gehen, ist die Gefährdung für Mutter- und Jungtiere besonders groß“, begründet Pressesprecherin Dr. Antje Oldenburg die Forderung des Naturschutzverbandes. „Je eher Mähroboter nachts und in der Dämmerung an der Ladestation bleiben müssen, desto besser für den Igelschutz im Heidekreis!“.