Eigentlich sind sie in Niedersachsen schon lange verboten, doch genützt hat es bisher nichts. Seit dem 17. Januar 2023 ist nun vieles anders: Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg fällte ein klares und unanfechtbares Urteil, nach dem die zuständigen Behörden alle Eigentümer von Schottergärten offiziell zum Rückbau ihrer Flächen auffordern können, so auch bei uns. Für die NABU-Ortsgruppe ist dies Anlass, in Sachen „Schottergärten“ endlich vor Ort tätig zu werden.
Was genau sind eigentlich Schottergärten, warum gibt es sie überhaupt und was macht sie so schädlich? Ein Schottergarten ist eine Fläche - meist ein Vorgarten - dessen Hauptgestaltungsmerkmal Steine sind, bestückt mit nur einzelnen oder gar keinen Pflanzen. Für optische Abwechslung sollen häufig verschiedene Dekoelemente sorgen, gern kombiniert mit Steingabionen. Meist befindet sich unter der Steinschicht eine flächendeckende Plastikfolie. Die Beweggründe für eine derartige Gartengestaltung sind in der Regel ein geringer Pflegeaufwand sowie ein ordentliches und repräsentatives Erscheinungsbild des Grundstückszuganges.
Worin aber besteht die Problematik des Ganzen? Die Niedersächsische Bauordnung schreibt vor, dass nicht überbaute Gartenflächen, falls sie nicht einer anderen Nutzung dienen, Grünflächen sein müssen. Grünflächen wiederum bestehen aus naturbelassenem oder angepflanztem Bewuchs, Steine sind deutlich untergeordnet (eine Ausnahme bilden natürliche Steingärten mit entsprechender Flora).
Abgesehen davon, dass viele Menschen Schottergärten als trist und hässlich empfinden, sind solche Flächen vor allem- ökologisch betrachtet- völlig wertlos. Keine einzige heimische Pflanze kann sich hier ansiedeln, kein einziges Tier findet hier Nahrung, ein Versteck oder gar einen Nistplatz. Und das ist angesichts des dramatisch fortschreitenden Artensterbens verheerend – denn eigentlich kommt den Gärten in unserer heutigen Zeit zunehmend die Rolle eines Refugiums für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu.
Schottergärten heizen im Sommer die Atmosphäre auf und lassen Regenwasser nicht mehr in den Erdboden einsickern. Um derartige Flächen „sauber“ zu halten, kommen nicht selten umweltschädliche Herbizide zum Einsatz. Dabei gibt es längst naturnahe Alternativen zur mindestens ebenso pflegeleichten Gartengestaltung.
Die NABU-Ortsgruppe will nach einer konkreten Bestandsaufnahme im Ort die jeweiligen Grundstückeigentümer zunächst mit Infomaterial versorgen, das z.B. praktische Tipps zur Umgestaltung ihrer Flächen enthält. Im nächsten Schritt will sich der NABU dann um gezielte und verbindliche Handlungsaufforderungen zum Rückbau der Flächen bemühen. Im Grunde sind wir alle aufgerufen, mehr Sorge zu tragen für die Natur vor unserer Haustür.